Der LAG-Vorstand zu den Jugendpastorale Leitlinien der DBK im Praxisfeld OKJA

Im Herbst 2021 hat die Deutsche Bischofskonferenz neue Leitlinien zur Jugendpastoral verabschiedet. Unter dem Titel „Wirklichkeit wahrnehmen, Chancen finden, Berufung wählen“ entfalten die Leitlinien Orientierungen und Möglichkeiten einer Jugendpastoral in heutiger Gesellschaft. Entstanden sind die Leitlinien unter Mitarbeit von vielen Praktiker*innen aus den Handlungsfeldern der Jugendpastoral, Verantwortlichen der (Erz-)Bistümer, der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz und unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Matthias Sellmann und Prof. Dr. Katharina Karl.

Wir haben den Vorstand der LAG Kath. OKJA NRW um seine Meinung und um eine Einordnung der jugendpastoralen Leitlinien in die Praxis der OKJA gebeten. Eins kann ich vorwegnehmen, OKJA ist augenscheinlich auf einem guten Weg.

Der junge Mensch als Mittelpunkt jugendpastoralen Handelns – von der Anerkennung der Vielfalt junger Menschen und jugendlichem Lebensglück

Diese Kernaussage der jugendpastoralen Leitlinien betont die Begleitung junger Menschen in ihren Lebensfragen und erkennt die Vielfalt der Lebenswirklichkeiten junger Menschen an. Jugendpastorales Handeln ist daher keine exklusive Veranstaltung für Getaufte, sondern die Begleitung aller jungen Menschen auf dem Weg ihrer Identitätsfindung, immer das Ziel ‚jugendlichen Lebensglückes‘ vor Augen. In den Leitlinien steht sinngemäß ‘Jugendpastoral ist ein Dienst; ihr Ziel ist die Verwirklichung von jugendlichem Lebensglück; der Weg zu diesem Ziel ist die Orientierung am Leben, Sterben und Auferstehen Jesu.‘ “So deutlich war die Orientierung der OKJA noch nie beschrieben, findet Mathias Lütkebohle. „Wie vielfältig die Ansatzpunkte für ein „glückliches Leben“ sind, zeigt uns der Alltag in den Einrichtungen der OKJA“, so Lütkebohle.

Das Papier stellt die jungen Menschen und ihre Begleitung – pädagogisch und geistlich – in den Mittelpunkt des jugendpastoralen Handelns. Grundlage einer qualifizierten Begleitung ist dabei das Verstehen der jugendlichen Lebenswelt und die Anerkennung dieser.

 

OKJA ist Ort jugendpastoralen Handelns – nicht erst seit Veröffentlichung der Leitlinien

Genauso agiert Offene Kinder- und Jugendarbeit seit jeher. Junge Menschen werden mit ihren Stärken und Schwächen vorbehaltlos angenommen – sie stehen im Mittelpunkt jeden pädagogischen Handelns. Die Einrichtungen sind für viele Heimat und Schutzraum. Täglich besuchen viele Kinder und Jugendliche unsere Einrichtungen und erleben dort Gemeinschaft. Sie finden Ansprechpersonen für ihre Themen und treffen auf Mitarbeitende, die ihnen zuhören und sie verstehen. „Christliche Werte sind im Alltag der katholischen OKJA, für Kinder und Jugendliche, erlebbar.“, sagt Volker Lemken. Die OKJA ist für die Besuchenden wichtiger Bestandteil in der Entwicklung zur Mündigkeit und aktiven Teilhabe am Leben in Gesellschaft – und in der Kirche. Sie orientiert sich an den Stärken der jungen Menschen und arrangiert Freizeit- und Bildungsgelegenheiten, in denen sich junge Menschen ausprobieren können.  „Zudem gibt es in unseren Einrichtungen für junge Menschen immer die Option, sich über Gott und Spiritualität mit den Mitarbeitenden auszutauschen und Fragen zu stellen, die in ihrem Glaubens- und Lebensweg für sie wichtig sind.“, so Fabian Stettes. OKJA bringt viel Erfahrungen in der Begleitung mit jungen Menschen mit. „Die Prinzipien der OKJA, wie Partizipation, (Gender-) Gerechtigkeit, Lebensweltorientierung und sozialräumliche Nähe sind in der OKJA erprobt und etabliert. Authentische Begleitung auch für Menschen, die der Kirche fern sind, finden in den Räumen der OKJA statt.“, so ergänzt Astrid Krol. Katholische OKJA schafft es immer wieder, Kinder und Jugendliche in einer positiven Art mit Kirche in Kontakt zu bringen. Junge Menschen erfahren dort authentische

Begegnungen – sie richten ihren Kompass aus. Die Fachkräfte der OKJA nehmen gesellschaftliche Veränderungen wahr und sind geübt, schnell und kreativ darauf zu reagieren.  Auch der in den Leitlinien angedachte Dreischritt „wahrnehmen – interpretieren – wählen“ passt gut zur Offenen Kinder- und Jugendarbeit meint Barbara Pabst: „Vieles, wenn nicht alles, in diesem Dreischritt passiert in der OKJA und gleichzeitig ist es herausfordernd für uns ihn so klar und strukturiert zu gehen“ und im Alltag umzusetzen.

 

Kirche sollte OKJA als Wegweiser für jugendpastorales Handeln stärker in den Blick nehmen

Laut Prof. Dr. Katharina Karl wurde bisher in keinem offiziellen Papier der Deutschen Bischofskonferenz das Handeln der OKJA als Kern der Jugendpastoral bezeichnet. Doch was ist passender, denn, wie oben beschrieben, bringt OKJA nicht nur Erfahrungen, sondern auch die richtige Haltung mit, wie Astrid Krol verdeutlicht: In den vielfältigen Angeboten der OKJA ist so viel erkennbar, wofür die jugendpastorale Ausrichtung steht. In den Räumen der OKJA begleiten wir tagtäglich junge Menschen und bieten sinnstiftende Erfahrungsräume. Nicht nur in Gotteshäusern findet Kirche also statt, sondern ganz elementar auch in den Häusern der OKJA.“

Die neuen Leitlinien schreiben der OKJA eine besondere Rolle zu, da sie es ist, die seit jeher – wie oben beschrieben – alle Kinder und Jugendlichen in den Blick nimmt und auf dem Weg der Identitätsfindung umfassend begleitet. Björn Schmidt-Freistühler wünscht sich, „dass sich die Kirche eindeutig Kindern und Jugendlichen zuwendet und ihr Augenmerk auf die Wünsche, Sorgen und Bedürfnisse lenkt.“. Burkhard Wiese, appelliert an die Kirche, indem er sagt: „Kirche, nimm die Vielfalt jugendlicher Lebenswirklichkeiten in den Blick und öffne dein Herz und deine Türen für alle jungen Menschen!“

Die OKJA als Brückenbauer*in zwischen Kirche und jungen Menschen

Die OKJA ist es, die über vielfältige Erfahrungen in der Begleitung von Menschen mit unterschiedlichen Lebensentwürfen verfügt und die Stärken Einzelner im Sinne der gesellschaftlichen Vielfalt hervorhebt. Durch die Anerkennung der Vielfalt wird immer wieder auch das religiöse Selbstverständnis angefragt – das ist Chance und Herausforderung zugleich.  Fabian Stettes sieht es als Aufgabe der OKJA „Brücken zu bauen, zwischen Kirche und den jungen Menschen und Milieus, die Kirche momentan nicht erreicht.“  Er sieht die OKJA „als Chance für Kirche, sich den Menschen gegenüber zu öffnen. Katholische OKJA, die weiterhin positiv und lebendig bleibt, steht für die Zukunft von Kirche.“  OKJA hat vielen Bereichen von Jugendpastoral einige Erfahrung voraus – von diesen können andere Felder partizipieren, denn es gibt immer weniger junge Menschen, die eine sogenannte klassische katholische Sozialisation – über Ministrant*innenarbeit, Verbandsarbeit, Pfarrjugend o.ä. – erlebt haben. Doch am besten gelingt es, als Kirche durch vielfältige Angebote aller Akteur*innen und Handlungsfelder ansprechbar zu sein für alle jungen Menschen. Aus Sicht von Barbara Pabst ist es auch genau das, was die Leitlinien vermitteln: „es braucht unterschiedliche Angebote, Einrichtungen und auch Mitarbeitende, um keinen jungen Menschen vom jugendpastoralen Angebot auszuschließen. In der Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Jugendpastoral werden ‚Türen für alle jungen Menschen geöffnet‘ wie Papst Franziskus es unter anderem in Christus vivit formuliert“

 

Für die OKJA eine 180 Grad Wende, die dennoch Wünsche offenlässt

Die OKJA geht als Feld jugendpastoralen Handelns gestärkt aus der Veröffentlichung der Jugendpastoralen Leitlinien hervor, erfährt Anerkennung und wird an verschiedenen Stellen hervorgehoben. Ein paar Wünsche bleiben dennoch offen:

„Hört auf, OKJA an den Rand zu drängen, schätzt sie wert durch aktive Teilnahme, durch Partizipation, durch finanzielle und räumliche Ressourcen.“, so der Wunsch von Björn Schmidt-Freistühler

Erik Pühringer wünscht sich, „dass die Sicht und Stellung der OKJA nun auch bei den pastoral Handelnden in den Diözesen und Gemeinden ankommt, von den Bischöfen über Pfarrer, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent*innen, Kirchenvorständen bis hin zu den Gemeindemitgliedern.“  Astrid Krol ergänzt: „Es ist unermesslich wichtig, junge Köpfe und Hände partizipativ einzubinden und OKJA als Standard in den jugendpastoralen Bereichen aufzunehmen. Das ist eine grundlegende Voraussetzung für die Seetauglichkeit des Schiffes Kirche.“  Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre die Kontaktaufnahme und das Eintauchen in die Lebenswelt junger Menschen – das Mitmachen und Verstehen. Nur durch authentische Kontakte wird es gelingen, einen wahrhaftigen Einblick in jugendliche Lebenswelten zu bekommen, sich anzunähern und anerkannt zu werden. “Da, wo dies jetzt schon geschieht, beginnt sich die immense Größe des Schatzes der OKJA zu offenbaren. In jedem Fall aber verwirklicht sich dort das Wort Jesu: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!“ (Mk 10,14), so das Erleben von Erik Pühringer. Matthias Lütkebohle bringt es auf den Punkt: „Dann haben Glaube und Religion eine neue Bedeutung und können Teil der Identität junger Menschen werden.“

Fazit

Als Fazit schließen wir uns Burkhard Wiese in seinen Worten an: „OKJA mit ihren Prinzipien und Arbeitsweisen stellt für mich ein starkes Stück Kirche der Zukunft dar.“

 

Die Statements unserer Vorstandmitglieder sind außerdem hier als Stellungnahme in vollem Umfang veröffentlicht.

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